2. August 2022

Emotionale Trigger und was das Nervensystem damit zu tun hat

Episode 19534 Minuten

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Emotionale Trigger können einem das Leben schwer machen. Die Arbeit mit dem Nervensystem verhilft dir zu einem gelassenen Leben. Erfahre hier mehr darüber!

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Wer kennt sie nicht?
Emotionale Trigger.

Wir sind in einer an sich neutralen Situation und dann passiert etwas, was uns in Null-Komma-Nichts auf die Palme bringt und uns unverhältnismäßig stark reagieren lässt.

Oftmals so sehr, dass wir hinterher selbst nicht genau wissen, was uns da jetzt eigentlich geritten hat.

Aus der Sicht des Nervensystems ist allerdings sehr klar, was genau hier kurzfristig unsere Verhaltenssteuerung übernommen hat:
Der Überlebensmodus des autonomen Nervensystems.
Auch bekannt als Kampf- oder Fluchtverhalten.

Dieser aktiviert sich bei wahrgenommener Gefahr nämlich schon lange bevor unser Verstand eingeschaltet wird und bewirkt eben genau diese unverhältnismäßig starken Reaktionen, die wir hinterher selbst nicht verstehen.

Warum aber vermutet unser Nervensystem oft in diesen harmlosen Situationen eine Gefahr?
Was genau passiert, wenn wir diese emotionalen Trigger erleben?
Und wessen Verantwortung ist es eigentlich, wenn wir emotional getriggert sind?

Folgende Themen werden behandelt:

  • Was sind emotionale Trigger (und was sind sie nicht)
  • Getriggert sein aus der Sicht des Nervensystems
  • Woran erkennen wir emotionale Trigger
  • Wie du Trigger im Nervensystem auflösen kannst
  • Traumasensibilität und Verantwortung bei emotionalen Triggern

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Emotionale Trigger

Was sind emotionale Trigger (und was sind sie nicht)

Bestimmt haben wir alle es schon erlebt.
Eigentlich ist alles vollkommen entspannt und dann passiert etwas und mit einem Mal platzt uns der Kragen und wir reagieren unverhältnismäßig intensiv.
Ein Zeichen dafür, dass wir emotional getriggert wurden.

Oftmals ist uns dann gar nicht klar, was genau dazu geführt hat.
Diese emotionalen Trigger können die Situation an sich sein, aber auch Wörter, Gerüche oder Geräusche.
Sie sorgen ganz plötzlich dafür, dass wir zum Beispiel aggressiv oder wütend werden und von unseren intensiven Emotionen nahezu überrollt werden. 

Diese emotionale Ladung gepaart mit einer starken und beinahe unkontrollierbaren Reaktion ist es, was einen Trigger definiert – in Abgrenzung zu Situationen, die einfach nur  ein gewisses Unwohlsein auslösen.. 

Wenn unsere Reaktion zwar intensiv, aber in einer gegebenen Situation durchaus angemessen ist, sprechen wir nicht von einem emotionalen Trigger.

Getriggert sein aus der Sicht des Nervensystems

Wenn wir uns diese emotionalen Trigger aus der Perspektive des autonomen Nervensystems ansehen wollen, müssen wir zunächst verstehen, dass unser Nervensystem unsere Außen- und unsere Innenwelt permanent nach potenziellen Gefahren scannt.

Dieser Vorgang wird Neurozeption genannt.

Begegnet dem Nervensystem bei diesem Scanvorgang etwas, womit es eine Gefahr assoziiert, schlägt es Alarm. Dabei ist es irrelevant, ob wir gerade einer tatsächlichen Gefahr gegenüberstehen – oder ob es nur einen Hinweisreiz gibt, der das Nervensystem lediglich an eine frühere Gefahr erinnert.

Das ausgelöste Alarmsignal bewirkt dann innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde, dass der Überlebensmodus (Sympathikus) aktiviert wird – vollkommen automatisch. Dies führt dazu, dass der rationale Verstand übersteuert wird und das Nervensystem die Kontrolle über unser Verhalten – in diesem Fall: Kampf oder Flucht – übernimmt.

Das Ganze geschieht dabei wirklich so schnell, dass wir schon im Kampf- oder Fluchtverhalten sind, noch bevor der Verstand überhaupt mitbekommen hat, dass da eine potenzielle Gefahr sein soll.

Und genau dieser Prozess erklärt dann eben auch die intensiven Reaktionen auf emotionale Trigger.

Aus der Perspektive des Nervensystems sind Trigger also einfach Reize, die vom Nervensystem mit früheren gefahrenvollen Situationen in Verbindung gebracht werden – und die wir damals nicht auflösen konnten.

Als Beispiel.
Wenn jemand als Kind immer bevormundet wurde, hat diese Person vielleicht anfangs noch versucht, ihren Willen durchzusetzen.

Vermutlich mit dem Ergebnis, dass die Bezugspersonen – von denen diese Person als Kind ja abhängig waren – negativ reagiert haben. Vielleicht wurde die Person bestraft, ignoriert o.ä. Aus der Sicht des Kindes hat es also eine große Gefahr dargestellt, die eigene Meinung zu sagen, da dies mit negativen Konsequenzen einherging.

Auch damals wurde bei diesem Kind im Gefahrenmodus schon das Kampf- oder Fluchtprogramm aktiviert. Nur leider gab es keine reale Möglichkeit, zu kämpfen oder zu fliehen. Das Kind war immer noch abhängig von den Bezugspersonen.

Diese Kampf- oder Fluchtenergie ist also auch in der erwachsenen Person noch vorhanden – und wird jetzt immer dann aktiviert, wenn sich die Person bevormundet fühlt.
Anstatt aber dieser Situation heute angemessen begegnen zu können (z.B. durch Kommunikation und wertschätzenden Austausch), läuft jedoch immer noch das damalige Kampf- oder Fluchtprogramm ab.
Mit dem Ergebnis, dass die Person beim auslösenden emotionalen Trigger beginnt zu kämpfen (und z.B. aggressiv oder wütend wird) oder zu fliehen (z.B. sich vollständig von einer Person distanziert o.ä.).

Letztlich kann also ein emotionales Getriggert-Sein als Versuch des Nervensystems verstanden werden, alte Situationen aufzulösen und zu heilen.

Woran erkennen wir emotionale Trigger

Wenn du merkst, dass die Reaktion auf eine Situation einerseits blitzschnell kommt und andererseits unverhältnismäßig stark und oft auch irrational ist, weißt du nun, dass es sich hierbei um einen emotionalen Trigger handelt. 

Meistens sind wir selbst von der Intensität dieser Reaktionen überrascht. Hinterher fragen wir uns dann vielleicht, was da mit uns los war, weil wir eigentlich ganz anders reagieren und uns anders verhalten wollen. 
Nur können wir das im Moment des Getriggert-Seins kaum steuern, da das autonome Nervensystem wirklich kurzfristig die Kontrolle über unser Verhalten übernimmt – um uns über die Kampf- oder Fluchtreaktion wieder in Sicherheit zu bringen.

Dabei können sich die Kampf- und Fluchtreaktionen in unterschiedlicher Form zeigen. 

Zu den Verhaltensweisen im Kampf- bzw. Angriffsmodus zählen zum Beispiel, dass du extrem wütend wirst. 
Oder vielleicht schreist du los, wirst sehr aggressiv und wirfst sogar mit Dingen um dich. 

Trigger-Reaktionen, die zu den Fluchtverhaltensweisen zählen, sind eine unverhältnismäßig starke Angst oder eine intensive Unsicherheit. 
Das kann dazu führen, dass du dich von Menschen distanzierst und dich zurückziehst oder sogar vollkommen erstarrst, wenn dich etwas triggert. 

Wie du Trigger im Nervensystem auflösen kannst

Solltest du das nächste Mal plötzlich aus der Haut fahren, weißt du nun, dass es da noch etwas Unverarbeitetes gibt, die sich so lange in ähnlichen Situationen wieder aktivieren, bis du anfängst, dich darum zu kümmern.
Dies geht mit einer konkreten Arbeit mit dem Nervensystem, um im Körper wieder die Sicherheit herzustellen, die dem Nervensystem fehlt, wenn es Gefahr vermutet

Dabei sind aus meiner Sicht bei dieser Arbeit mit dem Nervensystem zwei Dinge wichtig. 

Einerseits ist eine generelle und kontinuierliche Regulation des Nervensystems nötig und das völlig unabhängig von deinen emotionalen Triggern. 
Und andererseits empfehle ich dir die Arbeit mit dem konkreten Trigger, wenn er da ist. 


1.  Tägliche Praxis mit dem Nervensystem

Hier geht es darum, dein Nervensystem generell besser kennenzulernen und die Verbindung zu deinem Körper und deinen körperlichen Empfindungen zu stärken. Mach es dir beispielsweise im Alltag zur Gewohnheit, immer mal wieder innezuhalten, und einfach deinen Körper zu spüren.

Eine andere Möglichkeit, deinem Nervensystem mehr Sicherheit zu geben, ist es, mit allen Sinnesorganen den jetzigen Moment wahrzunehmen. Also, ganz bewusst zu sehen, was du sehen kannst, bewusst zu hören, was du hören kannst usw.


2. Arbeit mit dem konkreten Trigger

Unter Umständen kannst du dir nicht direkt in dem gleichen Moment den Trigger anschauen. Aber wenn du dann wieder bei klarem Verstand bist, nimm dir mal die Zeit und stell dir folgende Fragen: 

  • Was ist da eigentlich genau passiert? 
  • Was waren deine Empfindungen und konntest du dir dafür den Raum geben?


Hier hilft dir auch mein SEIN-Modell bei der Integration des Triggers. 

S = Spüren: 
Hier darfst du zunächst spüren, was du im Körper wahrnehmen kannst. 

E = Erlauben
Weiter geht es mit dem Erlauben, dass alles ok ist, wie es gerade ist und da sein darf. 

I = Integrieren
Nun geht es darum die Sicherheit im Körper und im Nervensystem zu finden, um sie zu integrieren. 

N = Nähren
Im letzten Schritt wird dieses Gefühl der Geborgenheit noch weiter genährt.


Wenn du bei den beiden Methoden noch tiefer eintauchen möchtest, epfehle ich dir folgende Podcast-Episoden und einen Blog-Artikel:

Traumasensibilität und Verantwortung bei emotionalen Triggern

Bin ich für alles, was mich triggert, selbst verantwortlich? 

Und im Umkehrschluss:
Wenn sich eine Person von mir getriggert fühlt, ist es dann das Problem dieser Person und ich kann nichts dafür? Oder bin ich Schuld, wenn ich jemanden triggere?

Das sind sehr spannende Fragen, die in meiner Community zu diesem Thema aufkamen und auf die ich hier gerne noch zum Schluss eingehen möchte.

Wichtig für mich ist es, dass wir nicht nach „Schuldigen“ suchen sollten, da so eine Betrachtungsweise im Nervensystem noch mehr Stress (und damit auch mehr Kampf- oder Fluchtverhalten) auslöst.

Ich würde es also etwas anders formulieren:
Wo liegt denn bei diesem Trigger meine Verantwortung? 

Wie wir bereits gesehen haben, übernimmt das Nervensystem unsere Verhaltenssteuerung, wenn wir getriggert sind. In diesem Moment kommen wir nicht mit dem Verstand dagegen an und haben es damit auch (fast) nicht in der Hand.

Aber das, was wir in der Hand haben und was damit auch zu unserer Verantwortung wird, ist – wie eben beschrieben – mit dem Trigger zu arbeiten.

Indem wir unser Nervensystem langfristig regulieren und auch mit dem konkreten Trigger arbeiten, lernen wir, in der Zukunft ähnlichen Situationen anders zu begegnen – oder gar nicht mehr erst getriggert zu sein.

Auch wenn die Verantwortung für die Reaktion auf den Trigger generell bei der getriggerten Person liegt, sehe ich trotzdem auch einen Teil der Verantwortung, die wir haben.

Es ist die Verantwortung dafür, was wir sagen und wie wir kommunizieren. Ja, wir können nie wissen, wie das auf jemanden wirkt, aber wir können achtsam und traumasensibel sein. Beispielsweise indem wir nicht absichtlich provozieren oder gar triggern wollen, nur um eine Person auf deren Themen aufmerksam zu machen..

Das finde ich insbesondere im Social Media Kontext wichtig, wenn es relativ distanziert geschieht und wir nicht wissen, wo unsere Leserschaft steht. 
Hier haben wir schon eine Verantwortung dafür, was und wie wir etwas aussenden. 


Das waren die Kernpunkte aus meiner Podcast-Episode über emotionale Trigger.
Wenn du zu den Fakten noch mehr Kontext möchtest, hör gern auch noch mal rein. Ich berichte darin auch von einer konkreten Situation aus meinem Leben, die mich neulich getriggert hat. 

Zum Vertiefen des Themas empfehle ich auch die beiden verlinkten Podcast-Folgen, den Blog-Artikel und mein kostenloses Video-Training: Die Neurobiologie echter Transformation

Wenn dich das Thema interessiert und du dich gerne intensiver mit deinem Nervensystem auseinandersetzen willst, melde dich für meine NeuroEmbodied Soul Centering® (NESC) Ausbildung an: Coaching-Ausbildung

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